Esther Kinsky erhält Erich Fried Preis 2020

Die österreichische Autorin Maja Haderlap wurde 2020 durch die Erich Fried Gesellschaft als Jurorin bestimmt. Ihre Entscheidung ist auf die deutsche Autorin und Übersetzerin Esther Kinsky gefallen.

Der Preis wird am Sonntag, den 29. November 2020 um 11 Uhr im Literaturhaus Wien verliehen.

Aus der Jurybegründung von Maja Haderlap: „Esther Kinsky ist eine europäische Schriftstellerin und Übersetzerin, die sich in ihrer Arbeit der Erkundung und Überwindung der Fremde verschrieben hat: Der Fremde als existenzieller, menschlicher Erfahrung, der Fremde zwischen benachbarten Sprachen und Literaturen. In ihren Texten reist sie an Peripherien, um etwas zur Sprache zu bringen, in Sprache zu übersetzen, das zumeist unbeachtet bleibt, und aus unserer allgemeinen Wahrnehmung verdrängt wird: Das scheinbar Unwichtige, Vergängliche, Aufgelassene, die Bruchhalden, die Totenhaine, die Unergründlichkeit von Naturerscheinungen. Ihr Interesse gilt nicht dem Repräsentativen, Vordergründigen. Es gilt jener Welt, die nicht aus der unermüdlichen Produktion von Ereignissen besteht, die scheinbar statisch, aber gerade deshalb randvoll mit Geschichte und Veränderungsprozessen ist.“

Esther Kinsky wurde zuletzt 2018 für Hain: Geländeroman (Suhrkamp), mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, einem Roman, der „subtil, emphatisch und unerbittlich das Terrain zwischen den Lebenden und den Toten erkundet“ (NZZ). Im März 2020 erschien Kinskys Gedichtband Schiefern (Suhrkamp): Verortet auf den schottischen Slate Islands beschäftigt sich die Autorin mit der von intensivem Schieferabbau geprägten Geschichte des Archipels, den bizarren Landschaften der Trümmer und gefluteten Steinbrüche – und vor dem Hintergrund dieser Topologie mit dem „Schichtwerk“ menschlicher Erinnerung.

„Der Erich Fried Preis ist nicht nur durch seinen Namensgeber ein ganz besonderer Preis für deutschsprachige Literatur, er ist auch aufgrund seines Vergabemodus in Österreich einzigartig. Zur Wahl des Preisträgers bzw. der Preisträgerin ist keine Jury, sondern ein einzelner Juror bzw. eine Jurorin, der bzw. die vom Kuratorium der Internationalen Erich Fried Gesellschaft ausgewählt wird, vorgesehen. Und dass bei der 31. Vergabe dieses Preises Maja Haderlap diese verantwortungsvolle Rolle übernommen hat, freut mich ganz besonders. Sie hat Esther Kinsky für diesen Preis ausgewählt, eine Autorin und Übersetzerin, die in rund drei Jahrzehnten ein erstaunlich vielfältiges und von der Kritik hochgelobtes Werk vorgelegt hat. Indem sie sich abseits der Zentren bewegt und immer wieder Natur, Geschichte und Erinnerung in die Sprachen des Gedichts und der Prosa zu verwandeln und zu übersetzen weiß, hat sie sich nicht nur im Feuilleton und bei der Literaturkritik durchgesetzt, sondern auch eine große Leserschaft erschrieben, die ihr begeistert von Buch zu Buch folgt. Ich gratuliere Esther Kinsky sehr herzlich zum Erich Fried Preis des Jahres 2020.“, so Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur.

Der Erich Fried Preis, einer der renommiertesten literarischen Auszeichnungen Österreichs, wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben und von jährlich wechselnden Einzeljuror/inn/en entschieden. Der Preis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport gestiftet und ist mit 15.000 Euro dotiert. Zu den Preisträger/inne/n der letzten Jahre zählen Terézia Mora, Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel, Judith Hermann, Dorothee Elmiger, Leif Randt, Teresa Präauer und zuletzt Steffen Mensching.

10.6.2020

Esther Kinsky und Maja Haderlap (c) Heike Steinweg | (c) Max Axmann
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