9. Literaturfest Salzburg
Von 18. bis 22. Mai bietet die neunte Auflage des Literaturfests Salzburg ein spannendes Programm.
Einmal mehr werden beim 9. Literaturfest Salzburg (18. bis 22. Mai 2016) gegenwärtige Positionen, literarische Neuerscheinungen und subtile Unterhaltung geboten, wenn AutorInnen wie Joachim Meyerhoff, Dževad Karahasan, Daniela Seel, Bodo Hell oder Bettina Balàka ihre Werke vorstellen.
Bei der Eröffnung des Literaturfestes liest der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan aus seinem epochalen Roman Der Trost des Nachthimmels. Adolf Muschg, Schweizer Meister der stilsicheren Gratwanderungen, breitet in seinem märchenhaften Roman Die Japanische Tasche mit viel subtiler Ironie eine Geschichte über Freundschaft und Liebe, Abschied und Verluste aus. Unnachahmlich schräge Geschichten prägen Jens Nielsens Band Flusspferd im Frauenbad und Monika Rinck wirft in ihren Streitschriften Risiko und Idiotie zum poetischen Denken erhellende Blicke auf die Gegenwart.
Über die Gegenwärtigkeit von Literatur: das Abendprogramm
Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss stellt in seinem temporeichen Roman Hagard Fragen nach der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert. Die in Paris lebende Schriftstellerin Gila Lustiger sucht in ihrem Essay Erschütterung. Über den Terror den erlebten Anschlägen des Jahres 2015 mit Vernunft zu begegnen. Beide werden mit Günter Kaindlstorfer (ORF) und Bettina Hering, Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele ab 2017, über die Gegenwärtigkeit der zeitgenössischen Literatur diskutieren.
In den Schaufenstern der Stadt sind in diesem Jahr Texte der Salzburger Künstlerin Teresa Präauer nachzulesen. Sie wird außerdem ihren Prosatext Oh, Schimmi performen und mit der Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken ein Gespräch führen. Der vielseitige Medienkünstler und Musiker David Kleinl begleitet durch den Abend.
Der Schauspieler Joachim Meyerhoff präsentiert in Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke hochkomische Geschichten über Identitäts- und Textlücken vom Leben zwischen Schauspielschule und großbürgerlichen Wunderlichkeiten in der großelterlichen Villa.
Chronisten unserer Zeit: das Nachmittagsprogramm
Nach seiner Lesung bei der Eröffnung ist Dževad Karahasan am zweiten Festivaltag erneut zu erleben. Friederike Gösweiner erstellt in ihrem Erstlingsroman Traurige Freiheit ein präzises Psychogramm einer verlorenen Generation. Direkt und eigenwillig erzählt Sandra Weihs in ihrem Debütroman Das grenzenlose Und über die Identitätsfindung einer jungen Frau zwischen Leben und Tod. Christine Haidegger widmet ihren wieder aufgelegten ersten Roman Zum Fenster hinaus dem Wiederaufbau und der Verdrängung im Nachkriegsösterreich. Ivana Jeissing schickt in ihrem Roman Wintersonnen eine junge Frau nach Berlin, um sich den Gespenstern ihrer Kindheit zu stellen. Und Bodo Hell kombiniert in seinen Stadtschriften Fotografien von Werbetafeln, Schildern und anderen Schriftzeichen mit eigenen Texten und bietet so einen zweiten Blick auf und hinter die Fassaden des Urbanen.
Salzburger Bezüge: das Mittagsprogramm
Zahlreiche Lesungen weisen als Kooperationsveranstaltungen mit der Landesausstellung Salzburg 20.16 einen Bezug zu Salzburg auf. Bettina Balàka zeigt sich auch in ihrem neuen Roman Die Prinzessin von Arborio als glänzende Beobachterin von Glück und Unglück. Vladimir Vertlib schildert voller Witz und Finesse das Altwerden und wie eine Gesellschaft, die immer jung sein will, damit umgeht. Irmgard Fuchs versetzt in ihren eigenwilligen und poetischen Debüterzählungen Wir zerschneiden die Schwerkraft die Welt in eine Schieflage, während Klemens Renoldner in seinem Geschichtenband Der Weisheit letzter Schuss von wankelmütigen Weltbürgern, fadenscheinigen Biotopen und gutartigen Bühnenschönheiten erzählt. Der Lyrik- und Kurztexteblog Der goldene Fisch präsentiert sich mit einer Lesung von fünf anwesenden und vier digital zugeschalteten AutorInnen, deren Texte sich durch gesellschaftspolitische Aktualität auszeichnen.
Lyrisches Finale: die Matinee am Sonntag
Sprachmusikalisch wird auch in diesem Jahr das Festival beschlossen: Gunhild Kübler liest aus ihrer vielgelobten Übersetzung der Gedichte von Emily Dickinson (1830-1886). Präzise Mikroszenen sind die Gedichte der „verlangsamten Raserei“ der österreichischen Schriftstellerin Evelyn Schlag, die zu Zeitreisen in die Geschichte einladen. Schließlich fragt die Verlegerin und Lyrikerin Daniela Seel in den Gedichten ihres Bands was weißt du schon von prärie danach, wie Fiktionen den eigenen Alltag formen.
Von Buchstabenverwirblern und Sprachbastlern: das Kinderprogramm
Der Doyen der deutschsprachigen Kinderliedermacher und Autor Fredrik Vahle zeigt Kindern bei seinem Konzert mit witzigen Geschichten und Liedern vom Fühlen, Horchen und Achtsamsein wie viel Spaß Bewegung in Kopf und Körper machen kann. Die Kinderbuchautorin Sonja Kaiblinger ist mit ihrer kultigen „Scary Harry“-Abenteuerreihe zu Gast. Ein Vormittag ist wunderbaren Wortschöpfungen, lauten und leisen Sprachklängen, verschnörkelten Sätzen und fantastischen Geschichten gewidmet, wenn Gabriela Hoffmann ihr Buch Krokonil und Tupfentiger vorstellt.
Das Detailprogramm finden Sie hier.