anzeiger 1/2022 – Buchhändler*innen empfehlen frühlingshafte Neuerscheinungen

Die Buchhändler*innen Birgit Stark der Buchhandlung Stark-Buch in Gmünd und Gunter Drexler von der Buch- und Papierbuchhandlung Desch-Drexler in Oberwart und Pinkafeld empfehlen aktuelle Titel zum Themenschwerpunkt Bücherfrühling.

Text: Lisa Schöttel

Vorfreude auf einen starken österreichischen Frühling
Birgit Stark der Buchhandlung Stark-Buch

In kleinerem Rahmen als geplant feierte Stark-Buch vergangenes Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. „Wir wollten das Jubiläumsjahr mit einem Lesungsreigen begehen – hoffentlich können wir die Feierlichkeiten und Events in diesem Jahr nachholen”, sagt die Eigentümerin Birgit Stark. Seit 2011 führt sie gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Mitarbeiter*innen die Buchhandlung in Gmünd. Als literarischer Nahversorger im oberen Waldviertel finden Waldviertler Leseratten in der Buchhandlung Stark „alles quer durch den Gemüsegarten“. „Wir sind ein literarischer Allrounder mit einem klassischen Sortiment”, erklärt die Buchhändlerin. In der Buchhandlung mit Café, Veranstaltungen und Onlineshop wird Literatur im Waldviertel lebendig gemacht. Das große Engagement von Birgit Stark und ihrem Team wurde 2018 mit dem Buchhandlungspreis ausgezeichnet.
Ein Event, auf das sich die Buchhändlerin besonders freut, ist die Buchpräsentation des neuen Romans „Über Carl reden wir morgen“ von Judith Taschler, der im April im Zsolnay Verlag erscheint. Er ist ihr persönliches Highlight der Frühjahrssaison. „Judith Taschler ist eine meiner Lieblingsautor*innen, darum freut es mich besonders, dass sie zu uns in die Buchhandlung kommt.“ Laut Stark verstehe es die Autorin, die Leser*innen zu fesseln. „Ihre Bücher kommen unaufgeregt und leise daher, und hauen einen dann vom Hocker.“ Im diesjährigen Frühjahrsprogramm finden sich noch weitere österreichische Romane. Ein Fixstarter ist Wolf Haas, der Simon Brenner und seine Leserschaft in „Müll“ (Hoffmann und Campe) diesmal auf den Wiener Mistplatz führt, wo immer mehr Leichenteile entdeckt werden. Der historische Krimi „Ein Giro in Triest“ (Picus) von Christian Klinger ist der erste Fall von Ispettore Gaetano Lamprecht: In Triest sind im Sommer 1914 nach dem Mord des Thronfolgers Franz Ferdinand die Gemüter erhitzt und der Kommissar muss zwischen Monarchisten, Irredentisten und der italienisch-slawischen Unterwelt navigieren.
Titel zu den Themen Medien, Politik und Macht findet Stark besonders interessant. „Die Pandemie und Fragen, die dadurch aufgeworfen werden, sind in den Neuerscheinungen sehr präsent.“ So handelt der neue Roman „Die Einstellung” (Suhrkamp) des israelisch-österreichischen Autors Doron Rabinovici von Fake-News und alternative Wahrheiten. „Im Roman schwingen Populismus und Rechtsruck mit – alles, was im Moment leider auch Realität ist.” Neben politischen Themen zeichnet sich auch ein Rückzug ins Private ab. „Klassische Themen wie Familie, Liebe und interkultureller Austausch stehen wieder im Vordergrund.“ In diesem Zusammenhang empfiehlt sie den neuen Roman von Monica Ali „Liebesheirat“ (Klett Cotta). Stark hat den Familien- und Liebesroman schon auf Englisch gelesen und ist restlos begeistert. „Ali stammt aus Bangladesch und ist in England aufgewachsen. In ihrem neuen Buch erzählt sie von diesem Leben zwischen den Welten, und bricht Klischees in guter englischer Erzählmanier auf.“

 

Gartenkrimis, politische Skandale und romantische Segeltrips – ein literarischer Mix für den Frühling
Gunter Drexler von der Buch- und Papierbuchhandlung Desch-Drexler

Die Buch- und Papierbuchhandlung Desch-Drexler in Oberwart und Pinkafeld ist ein Familienunternehmen mit Tradition. „1937 wurde die Buchhandlung von Franz Desch gegründet. Caroline Drexler und ich führen das Unternehmen schon in dritter Generation“, erzählt Inhaber Gunter Drexler, nebenher auch Obmann der Buch- und Medienwirtschaft Burgenland. Gemeinsam betreiben sie das Hauptgeschäft in Pinkafeld. Es gibt außerdem eine Filiale in der HTBL und eine Filiale im Einkaufzentrum in Oberwart. „Momentan beschäftigen wir zwölf Mitarbeiter*innen“, erklärt der Buchhändler. Gemeinsam mit seinem Team versorgt er die literaturbegeisterten Burgenländer*innen mit Lesestoff, veranstaltet Buchpräsentationen österreichischer und internationaler Autor*innen und bringt Literatur an die Schulen des Burgenlands.

Das Land ist auch Schauplatz humorvoll geschriebener Kriminalgeschichten, die uns im Frühjahr erwarten. Nach dem großen Erfolg von „Zuagroast“ bringt Bestsellerautorin Martina Parker den neuen Gartenkrimi „Hamdraht“ (Gmeiner Verlag) in die Buchhandlungen. Das Setting der Abenteuer des „Klubs der Grünen Daumen“ ist das Südburgenland, wo die Lokaljournalistin Vera während ihres Wellnessurlaubs über eine Leiche stolpert. „Ein herrlicher Mix aus Kriminalroman, Gartenbuch, Biologiestunde, Burgenlandreiseführer und die Hexen von Eastwick“, sagt Drexler. Es sei „provinziell“, gehöre aber dennoch von der ganzen Welt gelesen. Besonders freue er sich auf die Buchpräsentation im Frühjahr, die in seiner Buchhandlung stattfinden wird.

Von einem alten burgenländischen Brauch handelt der neue Kriminalroman „Der Eierkratz-Komplott“ (Carl Ueberreuter Verlag) des Kabarettisten und Autors Thomas Stipsits. Nach einer längeren Auszeit meldet er sich mit diesem Roman zurück und erzählt von der Eierkratztradition, einem alten Stinatzer Kunsthandwerk, das in der Osterzeit von einigen wenigen Frauen ausgeübt wird. Dies führt den „burgenländischen Columbo“ zum bisher kniffligsten Fall seiner Karriere. „Der perfekte Roman für alle, die gern Regionalkrimis lesen und mehr über die Tradition des Eierkratzens erfahren wollten.“

Vom Burgenland hinaus in die weite Welt. Die Kulisse von Michel Houellebecqs neuem Roman „Vernichten“ (Dumont Buchverlag) ist die französische Präsidentschaftswahl im Jahr 2027. „Schon vorab kursierten Raubkopien des Romans – interessanterweise handelt auch der Roman selbst von Deep Fake und Computerhacken“, sagt Drexler. Als Gegenstück empfiehlt er „Du hast gesagt, es ist für immer“ (Penguin Random House), den Debütroman der ehemaligen Radiosprecherin und Journalistin Thrish Doller aus Irland. „Die Protagonistin Anna hat ihre große Liebe verloren und beschließt, die gemeinsam geplante Segelreise in die Karibik nun mit einem irischen Segler anzutreten, der auch mit einem großen Verlust kämpft.“ Die gemeinsame Reise lenkt das Leben beider wieder in eine hoffnungsvolle Richtung. „Eine Liebesgeschichte, die unter die Haut geht. Der Roman steckt voll Mut, ist lebensbejahend, herzlich und einfach menschlich.“ Eine Mischung an humorvollen Krimis, politischen und romantischen Romanen für diesen Frühling.

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