Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur 2020 an Drago Jančar verliehen

Der slowenische Autor Drago Jančar wurde durch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur 2020 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand unter anderem im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke im Solitär der Universität Mozarteum in Salzburg statt.

„Ich freue mich über den diesjährigen Preisträger Drago Jančar“, so Staatssekretärin Mayer in ihrer Ansprache, „den europäischen Geschichtenerzähler slowenischer Sprache, der uns mit oftmals verstörenden Wahrheiten konfrontiert und der über das wunderbare Talent verfügt, uns für alle Formen von Ideologie, Machtmissbrauch und Gewalt empfindlich zu machen und gegen Hochmut, Eitelkeit und Größenwahn aller Art zu immunisieren.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen erzählte in seiner Grußbotschaft, er habe den jüngsten Roman Drago Jančars, „Wenn die Liebe ruht“ geschenkt bekommen und zunächst angesichts des Titels für „Strandlektüre“ gehalten. Jedoch: „Ich musste ein weiteres Vorurteil begraben. Die Lektüre war ein Erlebnis und ich habe das Buch inzwischen selbst mehrmals verschenkt“, so der Bundespräsident.

„Das Wissen darum, dass die Begabung des Menschen, sich für das Schöne zu öffnen, unversöhnt neben seiner Fähigkeit zu Hässlichkeit in allen Spielarten besteht, gibt den Grundton an, in dem die Texte Drago Jančars gehalten sind“, so Jurymitglied und Laudatorin Katja Gasser (ORF). „Versöhnung kann, wenn überhaupt, nur die Kunst, die Literatur stiften und zwar eine, die sich nicht als ‚Generator für Optimismus‘ versteht.“

Drago Jančar selbst bezeichnete die europäische Literatur in seinen Dankesworten als „Orchester vieler verschiedener Stimmen in vielen verschiedenen Sprachen.“ Und weiter: „Meine Stimme, mein Instrument, ist nur eine von ihnen. Ich freue mich, dass sie auch in Österreich Gehör gefunden hat.“

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 jährlich für ein literarisches Gesamtwerk vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Zuletzt ging der Preis an Karl Ove Knausgård (2017), Zadie Smith (2018) und Michel Houellebecq (2019).

Die fünfköpfige Jury bestand 2020 aus Katja Gasser, Cornelius Hell, Alexander Potyka, Martina Schmidt und Anne-Cathrine Simon.

3.8.2020

(c) HBF/Peter Lechner
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