Thomas Stangl und Claudia Steinitz ausgezeichnet

Der Stuttgartner Johann-Friedrich-von-Cotta-Literatur- und Übersetzungspreis 2020 geht an den Schriftsteller Thomas Stangl und die Übersetzerin Claudia Steinitz. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert und wird seit seiner Gründung im Jahr 1978 als Auszeichnung für Literatur und Übersetzung verliehen.

„Kompromisslos gegenüber Erzählkonventionen ist Thomas Stangls Literatur immer in Bewegung“, begründet die Jurorin Monique Schwitter die Entscheidung. „Ein mächtiger Bilder- und Sprachfluss; manchmal eine wahre Bilder- und Sprachflut. Immer wieder spürt Thomas Stangl verborgenes Terrain auf und legt neue Welten frei. Für diese unvertrauten Gebiete findet (und erfindet) Stangl eine höchst kunstvolle, sinnliche, dichte Sprache. Stangls Exkursionen ins ungesicherte Gelände sind gleichzeitig kluge Exkurse. Stets aufs Neue schafft er ein Spannungsverhältnis zwischen Zeit und Zeitlosigkeit. Das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit gerät durcheinander. Aus den Beschreibungen entwickelt sich Bedeutung. Tänzelnd stellt die Sprache neue Zusammenhänge her und schafft Erkenntnis.“

Thomas Stangl, 1966 in Wien geboren, studierte Philosophie sowie Hispanistik und lebt in Wien. Für sein Werk erhielt er unter anderem den Aspekte-Preis 2004, den Literaturpreis der deutschen Wirtschaft 2007, den Telekom-Austria-Preis beim Bachmann-Preis 2007, den Alpha-Literaturpreis 2010, den Erich-Fried-Preis 2011, den Wortmeldungen-Literaturpreis und den Schillerpreis (beide 2019). Zuletzt erschien „Fremde Verwandtschaften“ (2018) und „Die Geschichte des Körpers“ (2019), beides im Droschl Verlag.

Bei der Übersetzerin Claudia Steinitz würdigt die Jury ausdrücklich auch deren Lebenswerk: „Seit mehr als dreißig Jahren verleiht die aus Berlin stammende Übersetzerin Claudia Steinitz der Literatur französischer Sprache im Deutschen Stimme und Gewicht. Besondere Berücksichtigung seitens der Jury fand ihre Übersetzung der ‚Subutex‘-Romane von Virginie Despentes: In ihrer Trilogie ‚Das Leben des Vernon Subutex‘ treibt die Autorin die Handlung durch unterschiedlichste Schichten und Milieus der französischen Hauptstadt. Ständig wechselnde Erzählstimmen aus bürgerlichem Milieu und Künstlerkreisen, Subkultur und Unterwelt lassen ein Sittengemälde spätkapitalistischer Gesellschaften entstehen, dessen Polyphonie allerhöchste Ansprüche an die Übersetzung stellt. Mit hohem sprachlichem Einfühlungsvermögen und großer Stilsicherheit trifft Claudia Steinitz hier in jedem Moment den richtigen Ton und vermag den Texten der französischen Erfolgsschriftstellerin die authentische Prägung eines zweiten Originals zu verleihen.“

Der Jury gehörten – neben den Mitgliedern des Gemeinderats Christine Lehmann, Jürgen Sauer, Guntrun Müller-Enßlin – die Lektorin Juliane Schindler, die Schriftstellerin Monique Schwitter, der Übersetzer Christian Hansen und der Literaturkritiker Stefan Kister sowie – als Vorsitzender – der Erste Bürgermeister der Stadt Stuttgart Fabian Mayer an.

19.5.2020

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